Stärkste Schwefelsolequelle Europas

Mit der Einstellung der Salzgewinnung auf der Saline Masch im Jahre 1876 erlosch jedoch nicht die Soleförderung in Soldorf. Schon 1814 wurde das heilende Quellwasser in der Solebadeanstalt zu Rodenberg und ab 1842 im Staatsbad Nenndorf genutzt. Heute wird in Soldorf durch eine 2012 neu angelegte Soleleitung Schwefelsole mit einem Salzgehalt von 18 Prozent und einem Schwefelanteil von 180 Milligramm pro Liter nach Bad Nenndorf gepumpt. Die Soldorfer Quelle gilt als eine der stärksten Schwefelsolequellen Europas.

Anlagenwartung in Frauenhand

Es ist davon auszugehen, dass zumindest so lange, wie der Salinenbetrieb lief, die technische Betreuung der Anlagen, auch was die Versorgung des Nenndorfer Staatsbades anbetraf, vom Salinenpersonal geleistet wurde. Bereits 1884, also 8 Jahre nach Aufgabe der Salzproduktion, lag jedoch die Anlagenwartung in der Verantwortung von Frauen. Der Pumpenwärterposten wurde innerhalb der Familie weitergegeben, es entwickelte sich eine regelrechte „Pumpenwärterinnendynastie“, die erst mit Einzug der Automatisierung erlosch. Nach einer Zeitzeugenbefragung und Auswertung mehrerer Zeitungsquellen lässt sich nachstehende Generationenfolge belegen.

Ab 1884 wurde Frau Schmöe, geb. Dunse aus Groß Hegesdorf mit der Wartung der technischen Anlagen betraut. In einem amtlichen Schriftstück, das man ihr zum 25-jährigen Dienstjubiläum von der „Königlichen Regierung und der Königlichen Badeverwaltung Bad Nenndorf“ am 01. April 1909 ausgestellt hatte, zollt man ihr „Anerkennung und Dank für die geleisteten treuen Dienste“.
Später übernahm ihre Tochter, Sophie Schmöe, diese Aufgaben; von ihr heißt es im Hannoverschen Tageblatt vom 15. 07. 1937: „… und so tut sie denn ihren Dienst an der Pumpe in der kleinen, abseits der Hauptstraße liegenden Gemeinde Soldorf, unbekannt und ungenannt“. Sophie Schmöe war lt. Vertrag aus dem Jahre 1920 auch weiterhin für die Regulierung des Wasserzulaufs, für das Schmieren sämtlicher Lager- und Reibungsflächen sowie für das zweimalige tägliche Messen der Sole verantwortlich.

Von der Mutter an die Tochter

Im Jahre 1959 wurde der Pumpenwärterposten auf die Tochter von Sophie Schmöe, Marie Bruns, geb Schmöe, übertragen. Zu ihrem 25-jährigen Jubiläum wird ihr von Vertretern des Staatsbades hinsichtlich ihrer Dienstausübung „große Sorgfalt und Umsicht bestätigt“, mit der sie einen „wirkungsvollen Beitrag für einen reibungslosen Ablauf unseres Betriebes“ geleistet hat. Marietta Redecker, geb. Bruns, und Tochter von Marie Bruns, hat ihre Kindheit und Jugend in Soldorf verbracht. Als Zeitzeugin hat sie zahlreiche Erinnerungen an das Geschehen um den Soldorfer Pumpenbetrieb.

Erinnerungen der Nachkommen

So wurden jeden Sonnabend Hof und Straße gefegt. Mehrmals im Jahr musste der Kunstgraben gemäht werden, der sich dort befand, wo heute der Soldorfer Friedhof liegt. Das Mähgut wurde an Ziegen und Schweine verfüttert. Sehr gut kann sie sich noch daran erinnern, wie sie einst einen Wurf Junghasen vor den Sensen der Schnitter gerettet hat.
Zwei Wandhaken waren im Haus angebracht, an denen Schürzen hingen; eine Arbeitsschürze und eine „Repräsentationsschürze“, die ihre Mutter anlegte, wenn Besuche der Badebetriebsleitung anstanden oder Besuche aus dem In- bzw. Ausland eintrafen. Daneben fanden immer wieder Führungen für Schulklassen aus den umliegenden Orten Groß Hegesdorf, Reinsdorf oder Apelern statt.

Da man im Hause nicht über ein Telefon verfügte, wurde von der Betriebsleitung in Bad Nenndorf täglich im gegenüberliegenden „Gasthaus Wichmann“ angerufen, von dort wurde ihrer Mutter mündlich der Auftrag zum Anlassen der Pumpe übermittelt. Ab Ende der 50-er Jahre geschah das mit einem einfachen Knopfdruck.

Auch das hat sich inzwischen geändert, heute wird der Pumpeneinsatz aus Bad Nenndorf ferngesteuert, nicht verändert hat sich hingegen die nahezu schon 1000 Jahre anhaltende, unablässige Förderung der Soldorfer Sole, die einst der Salzgewinnung diente und heute als „Soldorfer Heilwasser“ bei diversen Hautleiden in Bad Nenndorf zur Anwendung kommt.