Mehr als 50 Zuhörer kamen am 06. März 2020 nach Lyhren in das ortsansässige Feuerwehrhaus, um Geschichten rund um das Thema „Hochwasser“ zu hören. Nachdem der 1. Vorsitzende Ferdinand Exler die zahlreichen Gäste begrüßt und einen kurzen Rückblick auf die vorangegangen Ortsgespräche gehalten hatte, gab er das Wort an Angelika Thürnau weiter.

Erster Hochwasser-Bericht von 1926

Angelika Thürnau, selbst in Lyhren geboren, wusste sachkundig und mit reichlichen Anekdoten gespickt durch den Abend zu führen.
Erstmals 1926 wurde von einem Hochwasser in Lyhren berichtet: Das Wasser floss vom Bückeberg herunter, in der Beeke schwammen ganze Baumstämme. Auch Groß-Hegesdorf blieb in diesem Jahr von den Wassermassen nicht verschont.

Hochwasser durch Schneeschmelze 1996

Bedingt durch die Schneeschmelze im Februar 1996 bahnte sich die nächste Katastrophe an: die Straße „Zum Steinkamp“ stand bis zum Mittag komplett unter Wasser. Besonders schlimm hatte es
in diesen Tagen die Familien Biesterfeld und Ahnefeld getroffen: Keller liefen voll, Wohnungen standen bis zu 20 cm unter Wasser.

Helfende Nachbarn rücktem dem Wasser und mitgespültem Schmutz mit Kehrblechen und Schaufeln energisch zu Leibe. Vollgesogene Teppiche wurden zum Trocknen auf Leitern und Schaukeln gehängt, zum Aufsaugen des Wassers wurden Kartoffelsäcke auf Teppichböden gelegt; Parkettfußböden wurden wieder hergerichtet.

Durch Nachbarschaftshilfe gelang es, die Gartenwege zügig wieder begehbar zu machen und Einfahrten in einen befahrbaren Zustand zu versetzen!

Pfingstfest 1998 fiel „ins Wasser“

Zwei Jahre später, vornehmlich am 30. und 31.05.1998, fiel das Pfingstfest in Lyhren buchstäblich ins Wasser.
Der Pfingstsamstag begann mit einem starken Gewitter und einem 45-minütigen Dauerregen. Nach kurzer Zeit war der Bach über die Ufer getreten.

In Windeseile wurden Sandsäcke gefüllt und damit gelang es, das
Wasser weitgehend von den Häusern fernzuhalten. Gartenwege und Höfe wurden noch am selben Tag begonnen zu reinigen und die geleerten Sandsäcke zum Trocknen aufgehängt.
Doch am Pfingstsonntag wurden die Lyhrener erneut von einem Unwetter heimgesucht. Und auch dieses Mal konnte – dank eines eingespielten Teams – Schlimmeres verhindert werden.

Drittes Hochwasser 1998 kam im Oktober

Das dritte Hochwasser im Jahr 1998 (26.10.1998) erreichte Sophie Söffker um 3 Uhr nachts unter ihrem Bett. Die alte Dame wollte vehement den Bürgermeister sprechen, konnte schließlich aber überzeugt werden, ihr Schlafzimmer zu verlessen.

Der Wintergarten war bereits geflutet und Nicole Biesterfeld erlöste rechtzeitig den Hund, der bis zum Bauch im Wasser stand.
Und wieder war eine große Hilfsbereitschaft zu beobachten: Sandsäcke wurden gefüllt und mit Hilfe der Feuerwehr und mit Treckern im Oberdorf verteilt. Am darauffolgenden Tag konnte man
Teppiche an Frontladern, auf Leitern und am Geländer des Salzbaches sehen, die zum Trocknen aufgehängt wurden.

„Hochwassergremium“ ins Leben gerufen

Als Konsequenz aus den dramatischen Hochwassern der vergangenen Jahre, entschloss man sich 1999, ein „Hochwassergremium“ ins Leben zu rufen, das aus einigen Lyhrener Bürgern bestand. Es wurde ein Hochwasser-Alarmsystem eingeführt, der Salzbach erfuhr eine Vertiefung, ein Rückhaltebecken zwischen Reinsdorf und Lyhren wurde
geplant (jedoch nie angelegt) und es wurden 500 Sandsäcke angeschafft – Maßnahmen, die sich auch
nach dem Millennium bezahlt machten.

Nächstes Hochwasser in 2002

Dem Hochwasser im Mai 2002 ging tagelanger Regen voraus; der Starkregen am 11.05.2002 erforderte wieder den Einsatz  hilfsbereiter Menschen und Material. Dieses Mal kam der Regen vom Feld und Familie Biesterfeld benötigte Tage, um das Grundstück von mitgeschwemmter Erde zu reinigen.

Die Hochwasser der Jahre 2012 und 2013 verliefen vergleichsweise glimpflich; lediglich Straßen wurden überspült und anschließend fachmännisch gereinigt.

Im gut gefüllten Lyhrener Feuerwehrhaus konnte man sich an diesem Abend – auch dank vieler zeitgenössischen Fotos – ein ungefähres Bild über kleinere und größere Wasser-Katastrophen machen. Schön war es zu sehen, wie sich Menschen in einem Dorf helfen und füreinander einstehen, wenn es drauf ankommt.
Gelebte Solidarität – wir konnten an diesem Abend daran teilhaben.

Zugehörige Berichte der Presse

Ein Garten wie ein Wattenmeer

Bericht der Schaumburger Nachrichten vom 30.03.2020

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